Neuer Selbsthilfeverein Elternnetzwerk Magersucht e.V. bietet Akuthilfe bei Magersucht durch Online-Elterncoaching
Köln, 24. März 2022 - Das Elternnetzwerk Magersucht ist seit dem 22. März 2022 als gemeinnütziger Verein anerkannt. Ziel des Vereins ist die Förderung der Heilungschancen von Kindern und Jugendlichen, die an einer Essstörung, insbesondere einer Anorexia nervosa, erkrankt oder davon bedroht sind, sowie die Vernetzung von Eltern, Angehörigen und Fachleuten im deutschsprachigen Raum. Wichtiger Bestandteil des Vereins ist die in der Form einmalige Akuthilfe in Deutschland mit Online-Selbsthilfegruppen durch Eltern für Eltern, mit dem Ziel, die Betroffenen im häuslichen Umfeld zu betreuen.
Bislang sind dies rund 300 Familien in Deutschland und Österreich. Die Unterstützung erfolgt online und über einen Blog, der Eltern mit Informationen versorgt. Außerdem kümmert sich der Verein um Familien vor, während und nach stationären Klinik- und/oder Rehabilitationsaufenthalten und gibt Hilfestellung im Umgang mit Behörden und sonstigen Institutionen wie Schule oder Jugendamt.
Die Hauptaufgabe sieht das Elternnetzwerk darin, Eltern oder Angehörige von an Magersucht Erkrankten zu ermutigen, eine aktive Rolle bei der Gesundung einzunehmen. Dabei orientiert sich der Verein an Behandlungsansätze, die die Eltern im langfristigen Genesungsprozess integrieren. Neben dem seit 2017 am Uniklinikum RWTH Aachen praktizierten Home Treatment, bei dem der Betroffene zunächst in der Klinik und anschließend von einem fachkundigen Team – unter Einbindung der Eltern – zu Hause behandelt wird, kann die seit vielen Jahren weltweit eingesetzte der Anorexie sein. Letztere ist in Deutschland noch wenig verbreitet.
Das Elternnetzwerk Magersucht geht auf eine Initiative von zwei Eltern Anfang 2020 zurück, die ihren Kindern zu Hause aus der Magersucht helfen konnten und dabei professionell unterstützt wurden. Im Zuge der Corona Krise weitete sich das Netzwerk schnell aus, als immer mehr Eltern nach Hilfe für ihre an Magersucht erkrankten Kinder und Jugendlichen im häuslichen Umfeld suchten.
"Die Vereinsgründung ist ein Meilenstein im Hinblick auf alternative Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene in Deutschland", erklärt die Vorsitzende des Vereins, Monika Franzen. "Viele Eltern warten wochenlang auf einen Klinikplatz und sehen zu, wie es ihrem Kind immer schlechter geht. Unsere Botschaft ist, dass wir als Eltern gemeinsam mit professioneller Unterstützung von Kinder- oder Hausarzt und Kinder- und Jugendpsychiater selbst aktiv gegen die Krankheit werden können." Ein frühzeitiges Eingreifen der Eltern verkürze zudem nicht nur das Leiden der Erkrankten, sondern erhöhe auch die Heilungschancen.
Ein zusätzlicher Baustein der Vereinsarbeit ist die Mitwirkung am Ausbau einer bedarfsgerechten Versorgung mit Beratungs- und Therapieeinrichtungen für Menschen mit restriktiven Essstörungen, die nach modernen, evidenzbasierten Methoden arbeiten. Erste Gespräche für eine Zusammenarbeit wurden mit Prof. Dr. Beate Herpertz-Dahlmann, Leiterin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Uniklinik RWTH Aachen, geführt.
"Ich bin froh über die Initiative des Elternnetzwerks Magersucht, das es in dieser Form in Deutschland noch nicht gibt und hoffe, dass wir gemeinsam das Bild der Eltern verändern können", sagt Dr. Prof. Herpertz-Dahlmann. "Denn noch oft werden Eltern als Verursacher der Magersucht gesehen, obwohl wir doch heute wissen, dass diese Krankheit u.a. auch metabolische und genetische Auslöser hat", erläutert die Klinikdirektorin.
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