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Bundeskanzler Olaf Scholz ehrt Elternnetzwerk Magersucht e.V.: Der Verein Elternnetzwerk Magersucht aus Köln hat einen der sieben Geldpreise des startsocial-Wettbewerbs 2021/2022 gewonnen. Laudatorin und ProSiebenSat1-Vorstand Christine Scheffler würdigte das vorbildliche Engagement im Rahmen einer 24/7-Notfallbetreuung für betroffene Eltern.

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Bundeskanzler Olaf Scholz ehrt Elternnetzwerk Magersucht e.V.: Der Verein Elternnetzwerk Magersucht aus Köln hat einen der sieben Geldpreise des startsocial-Wettbewerbs 2021/2022 gewonnen.

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Das Aachener Modell ist HoT!

Schon vor über 10 Jahren hat Frau Prof. Dr. Beate Herpertz-Dahlmann, die sich schon sehr lange mit dem Thema Magersucht beschäftigt, in einer Studie an ihrer Klinik in Aachen festgestellt, dass die Rückfallquote bei den Patienten, die statt stationärer Behandlung in der Tagesklinik behandelt wurden, deutlich geringer war.

Frau Herpertz-Dahlmann ist Klinikleiterin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Universitätsklinik RWTH Aachen.

2017 begann an der Universitätsklinik RWTH Aachen der Modellversuch "Home treatment bei adoleszenter Magersucht" (HoT), der sich unter anderem an FBT orientiert. Der Modellversuch wurde von einer Pilotstudie begleitet. Home Treatments sind in vielen Ländern eine stationsersetzende Alternative zur Behandlung psychisch erkrankter Kinder und Jugendlicher, bei denen die Indikation für eine stationäre Behandlung vorliegt.

Der Home Treatment-Ansatz ist eine Behandlungsmethode, die den Übergang von der Klinik nach Hause erleichtern soll und die den Patienten und ihren Betreuern (in der Regel die Eltern) mehr und konkretere Unterstützung bietet als bisherige therapeutische Ansätze. Das Ziel ist außerdem, die Reintegration des jungen Menschen mit Magersucht in den Alltag zu unterstützen.

Das (aus unserer Sicht wenig überraschende) Ergebnis der Studie:

  • Die Behandlung zu Hause nach einem kurzen stationären Aufenthalt ist für jugendliche Patienten mit Anorexia nervosa machbar und sicher.
  • Die Mehrheit der Patienten konnte während einer 1-Jahres-Nachbeobachtung erfolgreich ein gesundes Körpergewicht halten.
  • Die Fähigkeiten der Eltern, mit der Essstörung ihres Kindes umzugehen, verbesserten sich signifikant.
  • Die Behandlungskosten liegen deutlich unter den Kosten einer klassischen vollstationären Behandlung.


Aufbauend auf den ermutigenden Ergebnissen der Pilotstudie wurde das Aachener Modell als Behandlungsansatz an der RWTH Aachen etabliert:

  • Aufgenommen werden können Patienten zwischen 12 und 18 Jahren, die noch eigenständig essen, somatisch stabil sind, nicht mehr als zwei Klinikaufenthalte hinter sich haben und im Umkreis von einer (Auto-)Stunde rund um Aachen wohnen.
  • Die Familien müssen bereit sein, sich zu engagieren und mehrere Mahlzeiten täglich konsequent zu überwachen.
  • Das Home Treatment beginnt mit einem 8-wöchigen stationären Start, in dem die Patienten stabilisiert werden.
  • Eltern lernen bereits in der Klinik mit ihrem Kind zu essen und den Umgang mit für die Krankheit spezifischen Verhaltensweisen.
  • Im Anschluss daran geht es direkt nach Hause, mit engmaschiger ambulanter Unterstützung. Bis zu 4x in der Woche besucht ein Team aus Arzt, Krankenschwester, Ergotherapeuten und Ernährungsberater die Familie vor Ort, zuhause. Der Bedarf der einzelnen Kinder und Familien wird individuell ermittelt.


Das große Ziel von Prof. Dr. Beate Herpertz-Dahlmann und ihrem Team in Aachen: die Übertragung dieses innovativen Behandlungskonzeptes in die Regelversorgung. Aus diesem Grund wurde unter der Leitung der Uniklinik Aachen ein weiteres großes Projekt mit flankierender Studie auf die Beine gestellt, das nun begonnen hat. Das Innovationsfondprojekt "HoT".

Das Konzept "Home Treatment" wird an vier weiteren großen Kliniken in NRW durchgeführt und evaluiert, konkret sind das die Uniklinik Münster, die Uniklinik LVR Bochum/Hamm, die LVR Klinik Bonn und die LVR Klinik Viersen. Die Behandlungsteams der jeweiligen Kliniken werden durch die Uniklinik Aachen geschult. Um den Erfolg des Konzeptes zu beurteilen, werden unter anderem die Gewichtsstabilisierung, die Lebensqualität und die Rückfallquote untersucht und mit einer Kontrollgruppen verglichen, die an einer normalen Regelversorgung teilnimmt. Am Projekt beteiligt sind auch mehrere Krankenkassen, z.B. die Techniker Krankenkasse, die DAK und die AOK Rheinland/Hamburg.

Das Forscherteam hat die Hoffnung, dass die gewonnenen Erkenntnisse die Behandlung und Prognose für erkrankte junge Menschen verbessern und zu strukturellen Veränderung und Verbesserungen der allgemeinen Gesundheitsversorgung bei Magersucht-Erkrankungen in Deutschland führen.

Das bereits bestehehende Home Treatment-Programm in Aachen (und somit die weitere Verbreitung sinnvoller Behandlungskonzepte bei Magersucht im deutschsprachigen Raum) kann man mit einer Spende finanziell unterstützen. Wir bringen Therapie ins Kinderzimmer, so ist das Motto der Uniklinik Aachen: https://www.stiftung-universitaetsmedizin-aachen.de/projekte/detail/home-treatment/


Quellen:

 

 

 

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