Anfang dieser Woche haben wir eine freudige Nachricht aus Berlin erhalten: Wir haben die Jurymitglieder des startsocial-Wettbewerbs mit unserem Anliegen und unserem professionellen Vorgehen überzeugt und sind in der startsocial-Bundesauswahl!
Anfang dieser Woche haben wir eine freudige Nachricht aus Berlin erhalten: Wir haben die Jurymitglieder des startsocial-Wettbewerbs mit unserem Anliegen und unserem professionellen Vorgehen überzeugt und sind in der startsocial-Bundesauswahl!
Endlich! In den letzten Jahren hat zum Wohle von Betroffenen und deren Angehörigen ein Paradigmenwechsel in Bezug auf Forschung und Behandlung von restriktiven Essstörungen und deren Behandlung begonnen. In einem sehr fundierten und trotzdem leicht verständlichen Fachvortrag (Video ca. 100 Minuten) stellt Prof. Dr. med. Beate Herpertz-Dahlmann aktuelle Ergebnisse aus der Grundlagenforschung, z.B. zu genetischen und immunologischen Befunden und zur Bedeutung der Darm-Gehirn-Interaktion bei der Anorexia nervosa dar, die vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft neue Perspektiven eröffnen können.
Hier findest du den Link zum Video!
Motivation ist der Prozess, der zielgerichtetes Verhalten auslöst, steuert und aufrechterhält. An diesem Prozess sind biologische, emotionale, soziale und kognitive Kräfte beteiligt, welche Verhalten aktivieren. Im Grunde ist Motivation das, was uns zum Handeln antreibt. In Bezug auf Essstörungen, bezieht sich der Begriff Motivation im Allgemeinen auf den inneren Antrieb, Genesung zu erreichen oder aufrechtzuerhalten. Da Anosognosie (die Unfähigkeit, eine Erkrankung der eigenen Person wahrzunehmen) ein Hauptsymptom von Anorexia nervosa (AN) ist, haben die meisten Patienten während ihrer Erkrankung wenig oder gar keine Einsicht oder Motivation.
Als Elternnetzwerk wollen wir den Erfahrungsaustausches zwischen Fachkräften, Eltern und Angehörigen, deren Kinder an einer restriktiven Essstörung erkrankt sind, fördern und etablieren. Es kann ein erleichterndes, hilfreiches Erleben für alle Beteiligten sein, mit gemeinsamem Wissen und Kommunizieren dem betroffenen Kind bei seinem Heilungsprozess beizustehen.
Wir haben ein Paket für Elternabende und ein Paket für die Lehrerfortbildung geschnürt, die in jeweils 90 Minuten einen Einblick in aktuellen Erkenntnisse rund um die Krankheit Anorexie und aktuell empfohlene Therapieansätze geben.
Im Rahmen des startsocial-Wettbewerbs, an dem der Vorstand aktuell teilnimmt, hatte das Elternnetzwerk nun seine offizielle "Social Media-Premiere" mit einem Bericht auf Facebook. Das wollten wir Euch nicht vorenthalten 😁
Coaching für ehrenamtliche Initiativen in Deutschland
Das Elternnetzwerk Magersucht e.V. (in Gründung) ist eine von 100 ehrenamtlichen Organisationen, die ein viermonatiges Coaching mit erfahrenen Fach- und Führungskräften gewonnen hat. startsocial ist ein bundesweiter Wettbewerb zur Förderung des ehrenamtlichen sozialen Engagements.
Das renommierte Helm Stierlin Institut in Heidelberg bietet im Mai/November 2022 ein Seminar für Fachpersonen als Einführung für die Maudsley Methode an.
International gilt heute das Maudsley Model als die erfolgversprechendste Vorgehensweise bei Jugendlichen mit Magersucht, deren Wirksamkeit auch empirisch hervorragend bestätigt ist und weltweit als state of the art gilt. Dieses systemische Behandlungsmodell betont die Bedeutung einer guten Kooperation mit Familien, ist stärken- und ressourcenorientiert und will zugleich Eltern als auch die betroffenen Jugendlichen stärken.
Anorexia nervosa (AN) ist eine Erkrankung, die durch Einschränkungen von Lebensmitteln definiert wird und häufig zu Mangelernährung führt. Unterernährung betrifft jedes System des Körpers, und das Gehirn entgeht den Auswirkungen der Unterernährung nur selten.
Ich habe auf der kürzlich stattgefundenen International Conference on Eating Disorders in Chicago an einer Plenarsitzung teilgenommen. Das Thema war: Genesung von einer Essstörung. Wie definieren wir sie? Wie sieht sie aus? Und sollte sie immer im Mittelpunkt stehen?
Das Thema Fearfood ist wohl ein Thema, das uns als Eltern ständig beschäftigt und an dem wir uns nicht selten die Zähne ausbeissen. So unterschiedlich die Anorexie bei jedem Kind verläuft, so unterschiedlich ist auch das jeweilige Fearfood. Es gibt Kinder, die nach Monaten noch immer vor dem Anblick einer Kartoffel in Schockstarre verfallen, während andere bereits wieder Eis und Schokolade essen. Aber wogegen kämpfen wir eigentlich beim Thema Fearfood, gegen die Angst vor einem Nahrungsmittel, gegen eine Süssigkeit, eine Coca Cola, gegen ein Krankheitssymptom oder gar gegen ein gesellschaftliches Phänomen?
Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass es bei dem Maudsley-Approach oder bei Family-Based Treatment (FBT) nur um die elterliche Kontrolle der Nahrungsaufnahme geht. Während Phase I von FBT von den Eltern verlangt, die vollständige Verantwortung für die Nahrungsaufnahme ihres kranken Kindes zu übernehmen, um ihm zu helfen, sein Gewicht wiederherzustellen, umfasst FBT auch zwei weitere sehr wichtige Phasen. In Phase II geben die Eltern die Kontrolle über die Nahrungsaufnahme an ihr Kind zurück, wenn es wieder gesund genug und bereit zu sein scheint, selbständig zu essen. Phase III beinhaltet die Unterstützung des Heranwachsenden bei der Rückkehr zur normalen Entwicklung und beim Aufbau einer gesunden Identität.
2020 war ein Jahr des Umbruchs. Neben allem anderen, womit wir uns beschäftigen mussten, hat jeder Kliniker, mit dem ich gesprochen habe, wahrgenommen, dass die Rate der Essstörungen in die Höhe geschossen ist. Die National Eating Disorders Association meldet einen monatlichen Anstieg der Anrufe bei ihrer Hotline um bis zu 78 %. Der Zugang zur Behandlung ist schwieriger geworden. Social Distancing führt in den Behandlungszentren zu weniger Kapazitäten, und es bilden sich immer längere Wartelisten.
Gleichzeitig hat die Pandemie ideale Bedingungen für Familien geschaffen, um eine familienbasierte Behandlung (FBT) für ihre Teenager mit Essstörungen zu beginnen. Da die Schulen für einen Großteil des Jahres geschlossen waren und die meisten Erwachsenen von zu Hause aus arbeiteten, war es noch nie bequemer, die Mahlzeiten ihrer Kinder mit Essstörung zu verwalten und zu beaufsichtigen. Vorbei sind die Zeiten, in denen Eltern zur Schule fuhren, um mit ihren Kindern im Auto zu essen.
Im Allgemeinen mag ich es nicht besonders, in Bezug auf eine furchtbare Krankheit wie Anorexia nervosa die verharmlosende Bezeichnung AN zu verwenden, aber es hat sich bei vielen unserer Familien so eingebürgert. Vielleicht erleichtert ihnen dieser geläufige Ausdruck die Auseinandersetzung mit einer Krankheit, die das Leben ihres Kindes - und damit auch ihr eigenes - "gekidnappt" hat und die jedes Gespräch zu Hause dominiert.
Wir lehren die Eltern, die Krankheit zu "externalisieren", das heißt, ihr Kind von der Krankheit zu trennen, um den Eltern zu helfen, zu verstehen, dass ihr Kind sich diesen Zustand nicht ausgesucht hat. Die an Anorexia nervosa (AN) leidende Person ist nicht mehr daran schuld als ihre Eltern oder als eine Person, die Diabetes hat.
Maria-Christina Stewart, Ph.D., a FBT therapist from Zurich/Switzerland, will run a 4-week group for parents that will meet each week for 2 hours at an agreed-upon time (e.g., 10 am - 12 noon on Saturdays). Here you can find her invitation to this group:
The group will be a primer for Family Based Therapy (FBT) for eating disorders. We will discuss what FBT is and what it looks like, cover the main concepts introduced in the beginning of FBT, discuss specific applications (eg., within the context of Anorexia and Bulimia Nervosa and ARFID), and address parents' questions and concerns about implementing it.
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin und des Verlages veröffentlichen wir an dieser Stelle eine Leseprobe aus dem Buch "FBT überleben" von Maria Ganci. Der Text ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Genehmigung des Verlages und der Autorin nicht andersweitig veröffentlicht werden.
Die deutsche Übersetzung des Buches ist bei Amazon als Taschenbuch und eBook erhältlich: https://www.amazon.de/gp/product/B08WCGSKFZ
Tipps, die viele Eltern nützlich finden, wenn sie ihr Kind aufbauend ernähren
Der menschliche Körper hat sich entwickelt, um sich vor Gefahren zu schützen. Die akute Stressreaktion, auch bekannt als die "Kampf oder Flucht"-Reaktion, beschreibt die physiologische Reaktion des Körpers auf eine wahrgenommene Bedrohung. Als Reaktion auf akuten Stress oder Gefahr wird das sympathische Nervensystem des Körpers durch die plötzliche Ausschüttung von Hormonen aktiviert. Die Nebennieren wiederum schütten Hormone aus, darunter Adrenalin und Noradrenalin, die den Körper auf eine sofortige Aktion vorbereiten, um ein Raubtier abzuwehren ("Kampf") oder vor der Gefahr zu fliehen ("Flucht"). Die "Kampf oder Flucht"-Reaktion umfasst physiologische Symptome, die den Kampf oder die Flucht erleichtern sollen (z. B. schneller Herzschlag, erhöhter Blutdruck, erhöhter Sauerstofffluss zu den Hauptmuskeln, was oft zu Zittern oder Muskelverspannungen führt) sowie eine Veränderung des psychologischen Zustands in Verbindung mit der Wahrnehmung der Bedrohung (Angst, Panik, Aggression, gewalttätige Impulse).
Schon vor über 10 Jahren hat Frau Prof. Dr. Beate Herpertz-Dahlmann, die sich schon sehr lange mit dem Thema Magersucht beschäftigt, in einer Studie an ihrer Klinik in Aachen festgestellt, dass die Rückfallquote bei den Patienten, die statt stationärer Behandlung in der Tagesklinik behandelt wurden, deutlich geringer war. Frau Herpertz-Dahlmann ist Klinikleiterin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Universitätsklinik RWTH Aachen.
2017 begann an der Universitätsklinik RWTH Aachen der Modellversuch "Home treatment bei adoleszenter Magersucht" (HoT), der sich unter anderem an FBT orientiert. Der Modellversuch wurde von einer Pilotstudie begleitet. Home Treatments sind in vielen Ländern eine stationsersetzende Alternative zur Behandlung psychisch erkrankter Kinder und Jugendlicher, bei denen die Indikation für eine stationäre Behandlung vorliegt.
Es handelt sich um einen persönlichen Erfahrungsbericht, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit in Bezug auf die im Krankenhaus angewendete Behandlungsmethode erhebt. Die Erfahrungen sind rein subjektiver Natur, es sollten daraus keine verallgemeinernden Schlüsse gezogen werden.
Ich habe mir überlegt, dass es von Hilfe sein könnte, einmal zu erklären, wie in unserer Klinik in Spanien die Therapie abläuft. Erstmal ist vielleicht interessant zu wissen, dass in Spanien verschiedene Behandlungsansätze nebeneinander existieren, nicht in allen Kliniken wird gleich behandelt.
In wichtigen Unikliniken in Madrid, Barcelona, Valencia u.a. wird Magersucht seit vielen Jahren in Anlehnung an die Maudsley-Methode behandelt.
Mittlerweile sind über sechs Jahre vergangen und ich bin an dem Punkt angekommen, wo ich sagen kann, ich bin gesund und ich habe eigentlich alle Ziele erreicht, die damals auf meiner Liste standen. Damals hat meine Mutter mir, nach monatelangen wenig hilfreichen Klinikaufenthalten, zuhause mit FBT aus der Magersucht herausgeholfen. Ich kann essen, was ich will. Ich kann wieder lachen. Ich habe wieder ein ausgefülltes soziales Leben. Ich finde die richtige Balance im Leben. Ich kann mich annehmen, wie ich bin.
Es ist nicht so, dass unsere Kinder nicht essen wollen, sie können es nicht.
Eine Essstörung macht Essen wirklich furchtbar. Dein Kind ist nicht stur: Es ist voll von furchteinflößenden Gedanken und Empfindungen, wenn es mit Essen konfrontiert wird. Vielleicht hält Deinem Kind ein "innerer Tyrann" eine Pistole an den Kopf und schikaniert es, um es einzuschüchtern. Solange es nicht isst, verschafft sich Dein Kind eine kurze Pause von der Panik und der Angst, die es fühlt.
Als liebende Mutter oder als liebender Vater kannst Du es Deinem Kind ermöglichen, trotz seiner Angst zu essen.